Tuesday, October 07, 2008








Perlen (Hauptüberschrift)

Mein öffentliches Internet-Tagebuch (Unterüberschrift)

Ich bekomme eine E-Mail von jemandem aus den USA, der sein derzeitiges Leben in fünf Worten beschreibt: Unruhig, unbeständig, gehalten, lachend, weinend. Einfache Worte. Ich hoffe, Du kannst sie fühlen. Ich habe ihn nie getroffen. Er liest meinen Blog (Internet-Tagebuch).
Wie andere kommentiert er manchmal etwas aus seinem Leben, über Engagement, Hoffnung, Glaube, Weg und Entwicklung.


Ich gehe zum Lieben [Zwischenüberschrift]
Versuche selbst einmal mit den fünf Worten Dein Leben zu beschreiben – und maile mir die Worte. Ich werde sie mit oder ohne Deinen Namen in meinem Blog veröffentlichen. Ich saß einmal mit der englischen Queen am Tisch und redete mit ihr über die Fünf-Worte-Übung, aber ich werde Dir jetzt nicht davon erzählen, es steht alles in meinem Blog.
Warum ich „blogge“, fragst Du?
Ich weiß es nicht wirklich, aber vielleicht bin ich nach dem Schreiben dieses Artikels selbst schlauer. Als Jugendarbeiter und als menschenorientierte Person habe ich meine Arbeit, die ich als Mission verstehe, stets reflektiert. Ich war Christ, bevor ich Jugendarbeiter wurde, und diese Entscheidung brachte mich auf den Weg, Gott und die Menschen zu lieben. Ich sage oft, dass ich nicht zur Arbeit gehe, sondern: „Ich gehe zum Lieben!“ Auf lange Sicht ist das am Ende das Einzige, was wir als unvollkommene Menschen tun können. Wir können niemandem sagen, was richtig ist, denn wir liegen oft selbst falsch! Wohlgemerkt, als ich Christ wurde, wusste ich alles ganz genau – ich war wohl kaum auszuhalten.

Gefühle artikulieren [Zwischenüberschrift]
Nach der Arbeit zog ich mein Notizbuch heraus und schrieb über die jungen Menschen, mit denen ich gearbeitet hatte. In das Buch flossen meine Gefühle ein. Ich bin leidenschaftlich darin, in meiner Seele zu graben und die tiefsten Gefühle hochzuholen und zu artikulieren - ohne Angst vor ihnen zu haben. Ich behandle sie nicht, als ob mit ihnen etwas falsch läuft. Es sind Signale, die mir helfen zu leben, zu lieben und weiterzugehen, wie es die Band U2 im Lied „walk on“ beschreibt.
Nach dreißig Jahren wurde meine handgeschriebene „reflektierende Praxis“ schließlich zum Blog (Tagebuch im Internet). Ich schreibe nahezu täglich. Ich brauche das! Ich mag nicht ins Bett gehen, wenn ich nicht gebloggt habe. Und manchmal kreisen meine Hände über die Tastatur und ich habe nicht die leiseste Idee, was ich schreiben soll. Ich gehe den Weg, der weniger begangen wird – die Reise ins Innere – mein Inneres – ich schreibe meine Gefühle auf. Ich versuche immer, nicht nur über Aktivitäten, Ideen, Fakten oder Meinungen zu schreiben, sondern über Gefühle – über solche, die mich verletzlich machen. Ich bin überzeugt, dass Verletzlichkeit eine Stärke, nicht eine Schwäche ist. Wenn ich nur über das Gute in meinem Leben schreibe und nicht über meine Verletzungen und Ängste, dann trage ich eine Maske und ich lüge Dich und die anderen Leser an.

Echt zu sein ist eine Reise … (Zwischenüberschrift)
Authentisch zu sein bedeutet real zu sein, so ehrlich wie möglich. Wir präsentieren uns oft vor anderen, um sie zu beeindrucken, nicht um zu zeigen, wie wir uns wirklich fühlen. Echt zu sein ist eine Reise, nicht ein Ziel. So öffne ich meine Seele in meinem Blog und schreibe über die vielen Dinge, die ich tue und für die ich leidenschaftlich brenne. Wenn ich darüber nachdenke, habe ich auch wiederkehrende Themen, über die ich schreibe:
> Fünf Worte, um deine momentane Lebenssituation zu beschreiben
> Level-5 Kommunikation (vgl. die Grafik). Wenn wir um eine Beziehung ringen oder etwas auf der Arbeit oder mit dem Partner durcharbeiten wollen, wird uns die 5-Stufen-Kommunikation enorm helfen
> „Warum ich Angst habe dir zu sagen wer ich bin“ lautet der Titel meines Lieblingsbuches. Es handelt von Spiritualität und Psychologie – sich selbst verstehen und einen Glauben leben, der sich entwickelt
> Gedichte oder lyrische Worte, die mich von Zeit zu Zeit treffen. Sie fließen aus meiner Seele. Ein Beispiel:

Wachstum
wohnt nicht
an dem Ort Bequemlichkeit

Menschliche Entwicklung
wohnt nicht
an dem Ort Gewissheit

Ganzheit
wohnt nicht
an dem Ort des Selbst

Freiheit
wohnt nicht
an dem Ort Sicherheit

> Zitate – ich sammle und schreibe sie auf, wenn sie eine tiefe Bedeutung für mich haben.
> Arbeit mit Gruppen: Nachdem ich meine Arbeit als CVJM-Sekretär vor fünf Jahren beendet habe, leite ich nun Gruppentrainings. Ich arbeite täglich mit Aggression und Gewalt. Ich liebe die wunderbaren Persönlichkeiten, die in Armut gefangen sind, mit gefangenem Geist. Sie verletzen sich selbst, nehmen Drogen oder sind obdachlos. Ich sage: „Ich kann das Verhalten eines Menschen sehen, aber ich sehe nicht seine Erfahrungen.“ Nur wenn wir nahe genug an Menschen herankommen, sehen und fühlen wir ihre Not, und ihre Bedürfnisse in ihrer Armut und ihrem Schmerz.

Ich reflektiere über diese Dinge, über dieses Leben, über diese Menschen. Ich lerne durch mein Nachdenken. Ich schreibe keine klugen Worte – ich habe keine. Ich bin nicht gut in Rechtschreibung. Ich stolpere und taste. Ich gehe weiter …

Pip Wilson, London
www.pipwilson.com
http://pipwilsonbhp.blogspot.com/